Mehr als ein Blick in die Vergangenheit
Erinnerungen sind ein wesentlicher Bestandteil unseres Lebens. Sie formen uns als den Menschen, der wir sind, beeinflussen unsere Entscheidungen in der Gegenwart und gestalten damit unsere Zukunft. Doch was genau macht das Erinnern so wichtig für uns und wie können wir Erinnerungen bewahren?
Foto: Laura Fuhrmann, Unsplash
Warum es wichtig ist, sich zu erinnern
Die Auseinandersetzung mit der eigenen Lebensgeschichte ist ein wichtiger Prozess, der uns hilft, uns selbst besser zu verstehen. Denn Erinnerungen sind nicht nur ein Blick in die Vergangenheit, sondern auch ein Wegweiser für die Zukunft. Indem wir uns aktiv mit unseren Erinnerungen beschäftigen, Erlebtes womöglich noch einmal ganz neu reflektieren und Erfahrungen einordnen, können wir ein erfüllteres und bewussteres Leben führen.
Was weiß man über das Erinnern?
Aus neurobiologischer Sicht sind Erinnerungen ein Ergebnis komplexer Prozesse im Gehirn. Sie entstehen durch die Verknüpfung von Neuronen und werden durch Wiederholung und emotionale Bedeutung verstärkt. Interessanterweise zeigt die Forschung, dass Erinnerungen nicht in Stein gemeißelt sind. Sie können sich im Laufe der Zeit verändern, je nachdem, wie oft und in welchem Kontext wir sie abrufen. Dieser Artikel aus dem National Geographic befasst sich im Detail mit dem Thema Erinnern und Vergessen.
Wie kann man Erinnerungen bewahren?
In einer Welt, die sich ständig verändert, wird es immer wichtiger, unsere Erinnerungen zu bewahren. Das Erzählen der eigenen Lebensgeschichte hilft uns, unsere Erfahrungen zu ordnen und zu verstehen. Es ermöglicht uns, unsere Lebensereignisse in einen größeren Kontext zu stellen und ihnen Bedeutung zu verleihen. Die Wege dafür sind vielfältig: Seine Lebensgeschichte aufzuschreiben, alleine oder mit Unterstützung einer Biografin, kann dabei helfen, die eigenen Erinnerungen zu sortieren und für andere zugänglich zu machen.
Auch digitale Medien bieten zahlreiche Möglichkeiten, Erinnerungen zu speichern und zu teilen. Eine davon ist beispielsweise der digitale Lebensrückblick, ein Angebot des Universitätsklinikums Jena für Menschen ab 65. Eine andere ist, seine Lebenserinnerungen oder Teile daraus festzuhalten ist eine Audiografie oder ein erzählendes Fotoalbum.
Darüber hinaus gibt es zahlreiche Veranstaltungen, wie beispielsweise Erzählcafés, bei denen man zu einem konkreten Kontext aus der Fülle der eigenen Erinnerungen schöpfen kann.
Praktische Tipps zum Erinnern
Tagebuch führen
Heute war ein ganz normaler Tag … Auch wenn gerade (scheinbar) nichts Besonderes passiert: Regelmäßiges Schreiben hilft, Gedanken und Gefühle zu ordnen und den Alltag, aber natürlich auch wichtige Ereignisse festzuhalten. Je weiter die Aufzeichnungen zurückreichen und je vollständiger sie sind, umso besser. Doch es ist nie zu spät, mit dem Tagebuchschreiben anzufangen. Denn morgen ist auch noch ein Tag, an dem man sich an gestern erinnern kann.
Fotos anschauen
Bilder von der Hochzeit, vom Sabbatical in Australien oder der Geburt des ersten Kindes … Fotos sind wahre Schatztruhen, voller Erinnerungen an vergangene Momente. Besonders schön ist es, wenn man solche Erinnerungen auf kleinen Notizen oder in Sprachaufzeichnungen versieht, damit sie fürs später bewahrt werden.
Mit allen Sinnen wahrnehmen
Der Duft von Sonnenmilch, das Blätterrascheln in Omas Obstgarten, der Geschmack von Tante Hertas Hustensaft, das Gefühl von frischer Baumwollbettwäsche auf der Haut … Nicht nur unsere Augen verarbeiten Erinnerungen, jede unserer Zellen speichert Eindrücke von Erlebtem und trägt so den Schlüssel zu scheinbar längst vergessenen Erinnerungen in sich.
Gespräche mit Familie und Freunden
Weißt du noch …? Mit dieser Frage hat schon so manche spannende Reise begonnen. Sich gemeinsam an Erlebtes zu erinnern ist nicht nur eine kurzweilige Angelegenheit, es bietet auch die Möglichkeit, einmal aus anderen Perspektiven auf gemeinsam Erlebtes zu schauen. Sie werden sehen: Es ist erstaunlich, wie unterschiedlich sich zwei Menschen oft an ein und dasselbe Ereignis erinnern.
Ein Ausflug in die Vergangenheit
Steht die alte Scheune noch, in der Sie in den Sommern ihrer Kindheit im Heu geschlafen haben? Das Hotel, in dem Sie ihren ersten Urlaub verbracht haben, wurde wieder eröffnet? Sie wissen noch genau, wo Sie das erste Mal geküsst wurden? Dann nichts wie hin … Ein Ausflug an Orte, die mit schönen Erinnerungen verknüpft sind, kann Bilder und Gefühle von damals abrufen wie ein Besuch im Kino. Und wenn Sie dort sind: Fotos und Notizen machen nicht vergessen!
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